T-06: Typen – Beitrag 006

So viel vorweg: Thomas Jaklitsch ist einer der extremen Sorte. Extreme Talente. Extreme Rückschläge. Extreme Erfolge.

Erfolgreich im Sozialmanagement. Erfolgreich als Mentalcoach von Christoph Strasser. Erfolgreich als Langstrecken-Radsportler. Und über allem seine Rolle als Familienvater und Ehemann.

Das alles macht neugierig. Wie kam es dazu? Was steckt dahinter? Gibt es ein Erfolgsrezept? Die folgenden Zeilen gehen diesen Fragen nach.

Ein Blitzlicht zum Start

Das Race Across the Alps, kurz RATA. Mit mehr als 500 Kilometern und 14.000 Höhenmetern am Stück eine der härtesten Ausdauerprüfungen für Radsportler in Europa. Die Teilnehmer müssen eingeladen, müssen erwiesene Langstreckenprofis sein. Mitmachen, um es einmal zu probieren, ist nicht. Thomas Jaklitsch hingegen ist, wann immer er will, mittendrin statt nur dabei. Das allein sagt schon alles über seinen Status in der Szene aus.

Doch von seinem Status lässt sich einer wie er nicht beirren. Und so kommt es zu folgender Szene: 60 Kilometer vor dem Ziel des RATA packt Thomas Jaklitsch sein Bike in den Kofferraum des Begleitfahrzeugs. Die Knieschmerzen sind höllisch, aber diese sind nicht das Problem. Denn: „Schmerzen vergehen, wenn man sie annehmen kann“, weiß er. Aber die möglichen Folgen sind das Problem. Nämlich der zwei Wochen später geplante Start beim nächsten Langstrecken-Event. Und für einen wie ihn, der klare Ziele und Prioritäten hat, ist damit klar, was zu tun ist.

„Ich gelte vermutlich als derjenige Fahrer in der Geschichte des RATA, der am kürzesten vor dem Ziel aufgab,“ schmunzelt Jaklitsch. „Für mich war es dennoch ein ganz klarer Fall, denn das darauf folgende Rennen in Tschechien war mir wichtiger.“ Dass Jaklitsch bei diesem RATA überhaupt so weit kam, grenzt für sich an ein Wunder. Denn: In einem unbeleuchteten Tunnel vom Gavia kam er bereits im ersten Renndrittel schwer zu Sturz, konnte nur durch ein reflexartiges Wegrollen verhindern, vom eigenen Begleitauto überrollt zu werden. Die Folgen: Abschürfungen und ein verletztes Knie. Ein Knie, das in der Folge auf den doppelten Umfang anschwoll. Aber, eh schon wissen: Schmerzen sind nicht das Problem.

Das RATA war eines von nur drei DNFs (Did Not Finish bedeutet Rennaufgabe) in Thomas Jaklitschs Laufbahn. In seiner Denkwelt war es dennoch nichts anderes als ein Auftrag, weiter zu machen. Und später u.a. das Race Across Germany mit Streckenrekord zu gewinnen. Dieses Blitzlicht gibt bereits ein erstes Muster preis: Ziel. Training. Leistung. Schmerzen. Misserfolg. Ziel. Training. Leistung. Schmerzen. Erfolg. Ziel. …

Der steirische Kenianer

Der Grundstein zur Karriere im Ausdauersport wurde bereits in der Volksschule gelegt. Ganz wie in Kenia üblich. Wenn auch nicht in der Steiermark. Die Wirkung der Anwendung ist hingegen überall gleich. Ganz egal, ob in der kenianischen Hochebene oder in Kalsdorf. Die Rede ist vom Schulweg und der läuferischen Bewältigung desselben. Thomas Jaklitsch legte die knapp zwei Kilometer zur Volksschule regelmäßig laufend zurück. Hin und retour. Begleitet von seinen Freunden auf dem Rad, die er nicht lange warten lassen wollte. „Ich liebte es, zu laufen und freute mich jeden Tag auf den Schulweg“, denkt Jaklitsch zurück. Kein Wunder, dass er später sämtliche schulische Laufbewerbe dominierte. Und sinniert: „Laufen ist ganz meins.“ Dass es nicht dabei blieb, hat mehrere Ursachen.

Der große Bruder

Eine ist, wie so oft in Biographien erfolgreicher Menschen, das familiäre Vorbild eines größeren Bruders oder einer größeren Schwester. In diesem Falle startete dieser eine Triathlon-Laufbahn, die der kleine Bruder sofort nachahmen musste. Und bedingt durch seine läuferische Basis sowie ein spürbares Talent fürs Radfahren bald toppte und zum besten Österreicher seiner Altersklasse avancierte.

Eine kleine Episode aus dieser Zeit gibt bereits einen Vorgeschmack auf die spätere Karriere des jungen Mannes. So startete und finishte Thomas Jaklitsch als gerade Vierzehnjähriger bei einem damals ausgetragenen Radmarathon in der Südsteiermark über die Distanz von 280 Kilometern. Für den Start bedurfte es einer Sondergenehmigung, aber von solchen Kleinigkeiten ließ sich Thomas Jaklitsch schon damals nicht aufhalten. Dennoch kam die sportliche Laufbahn rascher als gedacht zu einem Stopp.

Die Pubertät, Musik und vieles mehr

Aufhalten. Das kann sich Thomas Jaklitsch im Sport nur selbst. Und zwar, wenn er sich dazu entschließt, eine Richtungsänderung einzuschlagen. So geschehen im Alter von 15 Jahren. Denn anstelle den von einem Leistungszentrum in Kärnten mit Oberstufenform angebotenen, einzigen verfügbaren Platz für einen Triathleten anzunehmen, widmete sich der jugendliche Jaklitsch der Musik. Den Mädchen. Und sonstigen Freuden eines jungen Erwachsenen.

„Wenn ich etwas mache, dann ganz“, stellt Thomas Jaklitsch trocken fest. Und schiebt an, dass er damals täglich auf drei Packungen Zigaretten kam. Und auf unzählige Stunden im Probenkeller. Denn neben seinem Talent für Ausdauersportarten erbte Jaklitsch auch eines für die Musik. Und machte auch daraus einen Erfolg.

Seine damalige Band entwickelte sich primär in der deutschen und dann auch in der österreichischen Musikszene bald zu einem Hit. Im sprichwörtlichen Sinne. Konzerte vor mehreren hundert Zuhörern und als Vorbands großer Acts standen an der Tagesordnung. Trips nach Deutschland ebenso. Wie leider auch andere Trips seiner damaligen Bandkollegen. Und so platzte der bereits unterzeichnete Plattenvertrag mit einem Major-Label an der substanzbedingten Unverlässlichkeit zweier Bandkollegen.

Rückschläge als Wegweiser

Für den jungen Ehrgeizling der erste herbe Rückschlag. Weitere folgten bald. Die weiteren immer aus gesundheitlichen Gründen. Und umso dramatischer. Darunter zwei Erlebnisse, die Thomas Jaklitsch die Endlichkeit des Lebens drastisch vor Augen führten. Und seine Prioritäten neu ordneten.

Nach einem ersten Vorfall mit Kreislaufstillstand besann sich Jaklitsch alter Tugenden und beschloss noch im Krankenbett, ehest möglich einen Marathon zu laufen. Wenige Monate später setzte er das Vorhaben um, allerdings auf den letzten zehn Kilometern begleitet von unglaublichen Knieschmerzen. Wie sich herausstellte, rührten diese nicht aus mangelndem Training. Vielmehr diagnostizierten die Mediziner bei Jaklitsch eine genetisch bedingte Knochenkrankheit, Osteochondritis Dissens, besser bekannt als eine Form der Glasknochenerkrankung.

Der eigentlich springende Punkt an diesem Wegweiser in Jaklitschs Leben ist sein Umgang damit: „Ich entschied mich für eine völlig neuartige Therapie. Wie sich herausstellte, haben sich meine Knochen in den Ober- und Unterschenkeln und damit auch die Kniegelenke durch die Marathonbelastung und das vorangegangene Training praktisch aufgerieben. Ich fand in Dr. Martin Leonhardt einen Arzt, der nicht nur die Knochen und Knie bestmöglich wieder herstellte, sondern zudem eine neue Form einer Bewegungstherapie einsetzte. Ich musste am ersten Tag nach der OP bereits aufstehen, was für damalige Verhältnisse völlig untypisch war. Damals lernte ich, mit Schmerzen umzugehen. Kein Mensch kann sich vorstellen, was es bedeutete, so kurz nach der OP die ersten Schritte zu tun.“

Mentales Training

Körperliche Härte alleine führte Thomas Jaklitsch dabei nicht zum Erfolg. Vor der OP und auch danach setzte er intensiv auf mentale Trainingsformen. „Ich besorgte mir Bilder von gesunden Kniegelenken, zeichnete diese und stellte mir sie täglich stundenlang vor.“

Das Ergebnis war faszinierend: Nach einem Jahr wiesen die Knochen keinerlei Narben mehr auf. „Mein Fall stellt eine so genannte Spontanheilung dar. Ich weiß, dass dies einerseits auf die optimale OP und Therapie und andererseits durch mein mentales Training und meine Härte gegenüber den Schmerzen zurückzuführen ist.“

Das Erfolgsmuster

Anhand des Umgangs mit der oben skizzierten Erkrankung lässt sich das Erfolgsmuster von Thomas Jaklitsch schemenhaft auslegen: Es braucht…

  1. Ziele: In diesem Fall lautete es gesund zu werden.
  2. mentales Training und mentale Stärke: In Falle der Glasknochenerkrankung setzte Jaklitsch die Vorstellung des gesunden Knochens und Knies in Verbindung mit der Überzeugung ein, die Gesundheit entgegen aller Voraussagen wieder zu erlangen und wieder Sport betreiben zu können.
  3. optimale Qualität der Arbeit: Das alles hätte ohne die perfekte OP und den neuen Therapieansatz von Dr. Leonhardt nichts genützt.
  4. sowie höchste Intensität der Arbeit bzw. des Trainings: Die perfekte OP wäre ohne die tägliche harte Arbeit von Thomas Jaklitsch wirkungslos geblieben.

Der Erfolgsweg

Basierend auf diesem Muster beschreitet Thomas Jaklitsch seither einen wahren Erfolgsweg. Er…

  • …schließt das Studium an der Sozialakademie in Mindeststudiendauer ab.
  • …überlebt ein Nahtodereignis.
  • …heiratet 2000 und zieht ins neugebaute Haus ein.
  • …steigt 2001 mit dem Start beim Glocknerman in den Langstreckenradsport  ein.
  • …erreicht in den Folgejahren diverse Stockerlplätze und Top-Platzierungen…
    • …beim 24h Rennen in Fohnsdorf, wo er im Jahr 2004 als Zweiter den Drittplatzierten Christoph Strasser kennenlernt,
    • …feiert Erfolge beim Rad am Ring, in Kelheim und Gols.
  • …siegt 2010 beim 24h-Rennen in Garching.
  • …wird 2012 Dritter beim Glocknerman.
  • …gewinnt 2013 die Masters-Wertung bei den 20 Stunden von Fell.
  • …siegt 2014 mit Streckenrekord beim Race Across Germany.
  • …wird 2015 beim Race Across the West (kleiner Bruder des RAAM in den USA) Dritter und Bergkönig.
  • ..und schreibt zwei Bücher
    • „Hilf mir meinen Lebenstraum zu erfüllen. Die Wege von Christoph Strasser zum Rekord beim Race Across America.“ sowie
    • „Coach dich selbst zu einem besseren Ich.“

Erfolgscoach

Das Besondere an Thomas Jaklitschs Karriere ist, dass er nicht genug Zufriedenheit daraus schöpft, dieses Erfolgsmuster auf sich selbst anzuwenden. Viel mehr setzt er als Coach alles daran, diesen Weg anderen zu eröffnen. So auch Christoph Strasser, dessen Zusammenarbeit mit Thomas Jaklitsch mit einem einfachen und klaren Satz begann: Hilf mir, meinen Lebenstraum zu erfüllen. Der Rest ist bekannt.

Thomas Jaklitsch nennt das so: Seit April 1997 bin ich hauptberuflich mit der Entwicklung von Menschen beschäftigt. In der Sozialarbeit und im Sport. Wer mehr über diesen Teil des Lebens und Wirkens von Thomas Jaklitsch wissen will, findet weiterführende Informationen unter folgendem Link und kann sich mehr Coaching-Wissen in Form der verfügbaren Bücher aneignen: https://www.sportcoaching.net/de/kontakt/buchbestellung/

Eigene Ziele

Dass der Erfolgsweg nicht endet, wenn man das Erfolgsmuster kennt, liegt auf der Hand. Und so schwebt Thomas Jaklitsch noch so einiges vor. Beruflich der Aufbau des steirischen Lehrlings- und Lehrbetriebscoachings. Sportlich die Teilnahme am Race Around Austria im Sommer 2016 sowie am Race Across America im nächsten Jahr. Über allem steht seine Familie. Seine Frau Claudia, mit der er seit 16 Jahren verheiratet ist und seine drei Kinder, von deren Stärken und Talenten Thomas Jaklitsch kaum zu schwärmen aufhören kann. Wie all die Vorhaben ausgehen werden, ist offen. So viel steht aber bereits heute fest: Thomas Jaklitsch dreht an seinem Erfolgs-Rad mit großer Freude und Begeisterung weiter.

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