T-007: Typen – Beitrag 007
Die Südsteiermark bildet die Heimat unzähliger Talente. Und zwar natürlicher ebenso wie menschlicher Art. Bereits hinlänglich national und international bekannt sind die unvergleichlichen Landschaftsformen, die typischen Weine sowie die Buchenschenken als einzigartige kulinarische Genuss-Ladestationen.
Unzählige persönliche Talente gilt es hingegen noch zu entdecken. Dazu zählt der begeisterte Schlosser und Ausdauersportler Robert Pressnitz aus Arnfels, dessen Lebensgefährtin Heike ihn kurzerhand in RobART umtaufte. Und das zurecht. Denn sein selbst entworfenes und konsequent umgesetztes „Oachn Radl“-Unikat mit dem Hauptrahmen-Dreieck aus Eichenholz ist ein wahres Kunstwerk.
Ideenreichtum, Kunstfertigkeit, Ruhe, Ausdauer und ein unbändiger Wille zur Umsetzung. Wahrscheinlich hat Robert Pressnitz noch andere Talente, aber diese beweist er jedenfalls, wenn man die Ergebnisse seines Wirkens betrachtet. Beruflich arbeitet Robert Pressnitz seit seiner Lehrzeit bei der Firma Posch in Kaindorf bei Leibnitz. Und wenn man ihn davon erzählen hört, so erfährt man sehr rasch, dass dies für ihn wesentlich mehr Berufung und Leidenschaft ist, als Arbeit zum Zwecke des reinen Broterwerbs.
Die Arbeit im Betrieb und seine junge Familie lasten Robert zwar ordentlich aus, dennoch findet er zwischendurch noch Zeit und Energie für ganz außergewöhnliche Projekte. Projekte, die er folglich konsequent, gekonnt und ausdauernd umsetzt. So ragten aus seinem technischen Wirken bis zum Oachn Radl selbst entworfene Laternen, ein Designer-Exemplar eines Ständers für Holzscheite in Wohnzimmern sowie überragende Unikate für Holzkohle-Griller aus Edelstahl heraus.
Den bisherigen Höhepunkt seines Schaffens erreichte Robert Pressnitz heuer im Frühjahr. Ausgehend von seinem noch eher jungen Hobby in Form des Radsports kam er im vergangenen Winter auf die Idee, sich ein eigenes Holzrad zu designen und zu bauen. „Ich bin im Internet auf wunderbare Beispiele von Straßenrädern aus Holz gestoßen, war davon sofort begeistert und damit war mir sehr schnell klar, dass ich selbst versuchen werde, mir ein Straßenrad aus einem Holzrahmen zu bauen“, verweist Robert Pressnitz auf den Ursprung des Oachn Radls. Insbesondere interessierten Robert die beschriebenen Eigenschaften von Holzrahmen. „Ich las, dass diese super Dämpfungseigenschaften aufweisen würden und dabei trotzdem sehr steif und widerstandsfähig sein sollten. Mich interessierte, ob das tatsächlich stimmte, weil man bei einem Fahrradrahmen ja nicht gerade als erstes auf Holz als Rahmenmaterial kommt“, schmunzelt Robert.
Gedacht, getan: Von der Idee bis zur Umsetzung dauerte es nicht einmal drei Monate. Ganz grob lässt sich der Entwicklungsprozess in folgende Phasen gliedern:
- Zuerst zeichnete Robert Pressnitz einen Plan basierend auf einer Rahmengeometrie aus dem Internet. Die Maße für seine eigene Größe leitete er von seinem bestehenden Rennrad ab und übertrug diese auf seinen Plan.
- Im zweiten Schritt erfolgte die Auswahl des Holzes für das Rad. Nach intensiven Besprechungen mit seinem Schwiegervater fiel die Wahl aus Gründen der Festigkeit auf Eichenholz. Und zwar Eichenholz, das im Wald des Schwiegervaters gewachsen und mittlerweile bestens abgelagert und getrocknet war. Zudem kam aus optischen Gründen Ahorn dazu.
- Im ersten konkreten Arbeitsschritt mit dem Holz wurde dieses fünfmal verleimt.
- Anschließend fräste RobART die Kontur des Rahmes aus der fünffach verleimten Holzplatte heraus.
- Die endgültige Form wurde schließlich mit der Feile von Hand angepasst und geglättet und geschliffen.
- Abschließend übernahm Robert Pressnitz die Anbauteile von seinem bestehenden Rad und baute daraus sein persönliches Oachn Radl auf.
„Bis zur ersten Ausfahrt investierte ich rund 150 Arbeitsstunden in dieses Projekt. Die Zeit der Vorab-Recherche im Internet nicht eingerechnet“, blickt Robert Pressnitz ohne jegliches Bedauern über die aufgewendete Zeit zurück.
Und das nur zu verständlich. Denn: Erstens fährt sich das Rad ganz nach Robert’s Vorstellungen und zweitens erlangt er damit immer größere Bekanntheit in der südsteirischen Radsportszene. „Es passiert mir fast bei jeder Begegnung mit anderen Radfahrern, dass ich auf das Rad angesprochen werde, was mich natürlich sehr freut“, bekennt RobART.
Und er schmunzelt darüber, dass die allermeisten Radsportler als erstes fragen, warum er mit diesem Rad überhaupt fahre und es nicht im Wohnzimmer aufhänge. Doch so viel war für Robert Pressnitz immer klar: „Wenn ich mir so ein Rad baue, dann will ich damit fahren.“
Weniger klar ist, was auf dieses Projekt folgen wird. „Ideen habe ich viele. Aber neben dem Beruf muss ausreichend Zeit für meine Familie und für den Sport bleiben. Und daher habe ich jetzt nicht unmittelbar vor, gleich etwas Neues zu starten“, erklärt Robert. Und schon fällt das Gespräch auf sein Lauftraining, das er neben dem Radsport nicht gänzlich vernachlässigen will. Und rasch wird das tägliche Jonglieren der Zeitaufteilung zwischen Beruf, Familie, Sport und Technik zum Thema. Ein Thema, das in ähnlicher Form, eventuell mit anderen Variablen, nahezu alle Radsportler begleitet. Aber das ist eine andere Geschichte…