- OOBT-023: Out of the Box-Tour – Beitrag 023
- Idee hinter der Tour:
- Das Gebiet rund um Paluzza in Friaul-Julisch Venetien tourenmäßig zu erkunden
- Zwei Anlässe gibt es dafür:
- Erstens, weil David Schöggl und ich das Gebiet zwischen Paluzza und dem Sella di Razzo auf unserer letztjährigen Tour nach Bozen als besonderes Highlight erlebten und uns damals fest vornahmen, bald hierher zurück zu kehren
- Zweitens, weil Paluzza direkt am Fuße des Monte Zocolan liegt und wir diese Legende unter den Giro-Anstiegen auf unserer gemeinsamen TO DO-Liste hatten
- Umsetzung:
- Zuerst von Paluzza direkt auf den Monte Zoncolan (Anstieg von Osten)
- Über Ovaro und Ampezzo nach Sauris und von dort weiter auf den Sella di Razzo
- Vom Sella di Razzo über das wunderschöne Val Pesarina zurück nach Osten nach Comeglian
- Von Comeglian sah der PLAN vor, gemütlich über Ravascletto nach Paluzza zu rollen, ABER:
- Tatsächlich machte uns der erneute Anblick des Zoncolan nochmals Lust auf eine ordentliche Kletterei und so fuhren wir den Monte Zoncolan ein zweites Mal an diesem Tag, diesmal von der Westseite und damit der traditionellen Giro-Seite
- Zahlen, Daten, Fakten:
- 130km
- 4.000HM
- Keine Schotterstraßen-/Geländeabschnitte
- Highlights:
- Der Monte Zoncolan:
- Von Paluzza aus zuerst ein herrlicher, nicht allzu steiler Passanstieg bis zur Talstation der Skilifte am Zoncolan, von dort auf den letzten 3,3 Kilometern das für den Zoncolan typische Gelände, nämlich Rampen zwischen 10 und 20% Steigung
- Belohnt wurden wir am Pass-Plateau mit herrlicher Fernsicht und einem von den Nacht-Gewittern völlig ausgewaschenen Himmel. Mehr Worte dazu sind unnötig. Das muss man ganz einfach erleben.
- Die Abfahrt nach Westen bis Ovaro ist aufgrund des steilen Geländes eine Herausforderung an Mensch (Konzentration) und Material (Bremsen). Es bleibt bei der Abfahrt jedenfalls keine Zeit, die Portraits der Giro Helden von Fausto Coppi über Bernard Hinault bis zu Gilberto Simoni zu bestaunen. Dass wir dazu am gleichen Tag bei der Auffahrt von Ovaro aus ausreichend Zeit haben würden, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht…
- Der Monte Zoncolan:
- Von Ampezzo nach Sauris und weiter auf den Sella die Razzo:
- Der Anstieg führt zunächst angenehm ansteigend durch ein Naturjuwel von einem Tal bis zum Stausee unterhalb von Sauris. Das Tal ist grün und phantastisch schön. Ebenso der Stausee.
- Für den Ort Sauris selbst sollte man sich unbedingt etwas Zeit nehmen: Das Dorf besteht aus wunderschönen, historischen Holz- und Steinhäusern, und ist durchzogen von engen Gassen, die man genussvoll und langsam bis zur Kirche hochklettert.
- Von Sauris nähert man sich dann über ein Gebirgs-Hochtal dem letzten Teil des Anstiegs auf den Sella di Razzo. Im vergangenen Jahr kamen wir über das Val Pesarina auf den Razzo. Ein Anstieg, der uns sowohl durch seine landschaftliche Schönheit faszinierte als er uns durch seine schiere Länge beinahe verzweifeln ließ. Diesmal fiel es uns wesentlich leichter, umso mehr, als die Käserei und Metzgerei direkt auf der Passhöhe offen hatte und uns allerbesten Käse und traumhaft gute Salami – beides mit Slow-Food-Siegel – bescherte. Etwas Besseres hatte ich noch nie als Belohnung nach einem Anstieg genossen.
- Über das Val Pesarina zurück nach Comeglian:
- In die umgekehrte Richtung war dieser Teil der Fahrt natürlich ein Genuss, weil es dabei nur bergab ging und wir Gelegenheit hatten, das doch sehr deftige Mittagessen zu verdauen und dabei die Landschaft zu genießen.
- Ein kleiner Wermutstropfen bestand im teilweise recht schlechten Straßenzustand und einer Baustelle über eine Brücke (Straßensperre), die wir etwas unkonventionell überwinden mussten…
- Monte Zoncolan, die Zweite:
- Als wir durch das Val Pesarina zurückrollten und sich dabei der Zoncolan wieder wie ein Riese in unser Blickfeld drängte, trafen sich Davide’s und meine Blicke nur ganz kurz, um zu entscheiden: Mir wollen uns diesen Anstieg heute nochmals gönnen.
- Wobei: Das Wort „gönnen“ könnte in diesem Falle auch als leicht sarkastisch ausgelegt werden. Denn von der originalen Giro-Seite und somit vom Westen aus gefahren, ist der Anstieg alles, nur kein Genuss. Auf knapp zehn Kilometern gilt es rund 1.200 Höhenmeter auf Rampen zu überwinden, die sich kaum unter 10% abflachen. Erbarmen des Berges mit dem Radfahrer ist hier eine Fehlerwartung.
- Und dennoch: Würde es den Zoncolan für Radfahrer nicht geben, so müsste man ihn erfinden. Denn so schwer sich diese im Anstieg tun, so schön ist das Gefühl, es geschafft zu haben.
- Mein Motto und gleichzeitig der Titel für diesen Beitrag entstand auf der zweiten Kletterei am Zoncolan, nämlich: #keineschlangenlinienammontezoncolan . Warum? Weil das mein ganz großes Ziel von unten bis oben war: Dem Berg und mir selbst die Ehre zu erweisen und nicht in Schlangenlinien hinauf zu zittern. Im Großen und Ganzen ist mir das gelungen. Nur beim Trinken kam ich hin und wieder etwas aus dem Gleichgewicht…
- Empfohlenes Rad:
- Rennrad (frisch gewartet, insbesondere die Bremsen)
- Gravel Road Bike mit Slicks
- Mein Material:
- Bike: Specialized AWOL
- Reifen: Schwalbe-Slick 35mm
- Espresso-Stopps:
- Es gibt in Italien in jedem Ort zahlreiche kleine Bars, in denen man besten Espresso bekommt.
- Wir genossen unsere in Ampezzo am Kirchplatz
- Am Sella di Razzo, wobei hier vor allem der selbst gemachte Käse sowie die selbst gemachte Salami hervorstechen
- In Paluzza nach unserer Rückkehr
- Und sonst?
- Das Gebiet rund um Paluzza ist von der Südsteiermark aus in knapp drei Stunden zu erreichen. Und während Gebiete wie der Gardasee oder Südtirol bei wesentlich längerer Anfahrt und einer wesentlich höheren Touristendichte sehr oft angesteuert werden, kennt kaum ein Radfahrer aus meinem persönlichen Umfeld das Gebiet in Friaul-Julisch Venetien.
- Aufgrund der Wetterlage an diesem Pfingsten-Wochenende 2017 mit der angesagten Gewitterfront aus dem Westen zogen wir am zweiten Tag (Pfingstsonntag) weiter in Richtung Osten in das Soca-Tal und auf den Vrsic Pass (eigener Beitrag).
- Für mich steht dennoch fest, dass ich in absehbarer Zeit wieder ins Friaul fahren werde: Denn, frei nach Bob dem Baumeister: Hier gibt es für mich als Radfahrer noch einiges zu tun…
- Zum Nachfahren:
- Die Tour in der Übersicht:
- Das Höhenprofil: