OOBA-001: Out of the Box-Allgemein – Beitrag 001
- Warum sollte man diesen Blogbeitrag lesen?
- Weil man daran interessiert ist, wie man als begeisterter Radsportler zwei Urlaubswochen ohne Rad verbringen kann.
- Und sich dabei trotzdem mit Spaß bewegt.
- Und bestens erholt.
- Und neu aufbaut für einen starken Saisonabschluss im Herbst.
- Und dem Familienleben neue Impulse versetzt.
- Kernaussage dieses Blogbeitrags:
- 22 Punkte für begeisterte Radsportler zu folgendem Thema: Es geht auch ohne Bike. Im Urlaub.
- Und noch mehr: Es bietet zahlreiche Vorteile.
- Lesezeit: ca. 7 Minuten
Die Ausgangssituation. Oder: So kam es zu meinem Urlaub ohne Rad.
- Ein Urlaub in Tirol ohne Bike. Vor der Nase die Strecke des Ötztalers mit Kühtai, Jaufenpass und Timmelsjoch. Das Seefelder Plateau, die Leutasch, Mittenwald und herrliche Strecken bis Garmisch/Partenkirchen. Nicht zu denken an die herrliche Fahrt über das Gaistal bis nach Ehrwald und rund um das Wettersteingebirge. Der Kaunertaler Gletscher. Die Silvretta Hochalpenstraße. Der Arlberg. Alles erreichbar. Und dann doch wieder nicht.
- Wie kam es dazu? Ganz einfach. Ich war müde. Und ich wurde von meiner Frau sanft dazu motiviert. Es einmal zwei Wochen sein zu lassen. Mit dem Bike. Wenigstens im Urlaub. Das Rad ins Eck’ zu stellen. Den Urlaub zu genießen. Ohne den Druck, jede schöne Minute für Radsport zu verplanen. Und jeder schönen Minute nachzutrauern, in der es aus gemeinsamen Unternehmungen heraus nicht möglich ist. Auf dem Rad zu sitzen.
- Welcher begeisterte Radsportler kennt das nicht?
- Diese sanften Motivationsversuche der eigenen Frau, das Bike vielleicht diesmal doch zu Hause zu lassen? Noch dazu, wenn sie selbst keine Radsportlerin ist.
- Und den Zwiespalt. Urlaub ohne Rad. Schlecht. Urlaub mit Rad und womöglich ein provozierter latenter Zwist mit der Ehefrau. Auch schlecht.
- Der Zwist tritt zumeist zutage bei den Verhandlungen: Wann passt es zu trainieren? Wann nicht? Was haben wir vor? Wir könnten so viel unternehmen, wenn sich nicht alles ums Trainieren drehen würde. Der nicht völlig unsensible Radsportler spürt trotz seiner Begeisterung: Eigentlich passt die heiß ersehnte Ausfahrt im herrlichsten Terrain nie ins Konzept. Der Ehefrau.
- Der Kompromiss besteht dann meistens in frühmorgendlichen Ausfahrten. Am besten so ab 4:30 Uhr. Damit man pünktlich ist. Beim Frühstück. Damit alles passt.
- Und so viel steht zweifelsfrei fest: Diese Ausfahrten sind wunderschön. Klare Luft. In den Bergen für den Sommer zwar oft bei gefühlten eisigen Temperaturen. Um 4:30 Uhr in der Früh. Aber das nimmt man in Kauf. Damit man einmal woanders Rad fahren kann. Neues sieht. Neues erlebt. Motivation tankt. Urlaub macht, eben. Und: Damit alles passt. Beim Frühstück.
- Aber: Es kann auch ganz anders kommen. Im Alter. So mit 41 Jahren. So wie bei mir.
- Anders heißt: Ich bin müde. Weil das Jahr bislang super gelaufen ist. Viel Arbeit. Und vor allem: Viele gute Ergebnisse. Und viel Radsport. Rund 5.500km spuckt mein Strava-Trainingsjournal aus. Im Kalenderjahr 2015. Bis zum Urlaub ab 27. Juli. Das gab es schon lange nicht mehr. So viele Kilometer bis Juli. Und insbesondere: So viele schöne, lange Ausfahrten und Erlebnisse. Was will man mehr?
- Zudem: Die Woche vor dem Urlaub war anstrengend. Weil auch eine Urlaubswoche. Aber alleine. Mit Rad. Im Kloster. Beim Fasten. Und trotzdem mehr als 300 Wochenkilometern. Wie das geht? Nachzulesen im gesonderten Blogbeitrag: xy
- Und das alles bedeutet: Urlaub mit der Frau. In Tirol. Müde. Ohne Rad. Und trotzdem zufrieden. Oder: Gerade deshalb. Denn: Meine Frau hatte recht. Aber das ist eine andere Geschichte. Es folgt: Die Urlaubsgeschichte ohne Rad.
Die Umsetzung. Oder: Wie man das Beste daraus macht. Aus dem Urlaub ohne Rad.
- Und da bin ich nun also. Müde und ohne Rad. Im Urlaub. In Tirol.
- Müde? War ich. Die ersten drei Tage nach dem Fasten.
- Aber am zweiten Urlaubstag? Da war ich schon wieder ganz frisch. Oh je. Doch nicht so lange müde wie geplant. Und kein Rad ums Eck. Was tun?
- Da hilft nur eines: Die Robinson Crusoe-Methode. Und die besteht aus zwei Fragen:
- Phase 1: Was ist da? In meinem Fall sind das: Ein Paar Laufschuhe. Ein Paar Nordic-Walking-Stöcke. Sportbekleidung. Und rund ums Haus und in der ganzen Region herrliche Wanderwege.
- Phase 2: Kurzes Durchdenken der Situation. Was könnte man am besten daraus machen? Aus diesem Urlaub? Ohne Rad? Mit vielen Radkilometern in den Beinen? Mit Laufschuhen und Stöcken? Herrlichen Wanderwegen rund ums Haus? Mitten im Jahr?
- Es braucht nicht lange, bis der Groschen fällt. Oder der Cent. Oder was auch immer. Denn: Es bietet sich förmlich an.
- Eine entspannte Urlaubszeit.
- Leichter Formabbau.
- Um dann nach dem Urlaub im Spätsommer und Frühherbst noch einmal einen draufsetzen zu können. Frisch zu sein. Im Kopf und in den Beinen. Für lässige lange Ausfahrten. Für Abenteuer halt. Für Leben. Für ein Leben mit dem Rad.
- Und im Urlaub? Da kann man sich darauf vorbereiten. Bonuspunkte sammeln: Für die Beine. Und für das Familienleben. Durch gemeinsame Entspannung. Und durch alternative Trainingsreize. Mit den Laufschuhen. Und den Stöcken. Auf herrlichen Wanderwegen.
- Aber Achtung: Das erfahrene Sportlergehirn warnt. Laufen mitten im Jahr, ohne ausreichend Zeit zur Gewöhnung. Das haut die Beine zusammen.
- Die Lösung: Nordic Wanning. Was das sein soll? Ganz einfach: Eine super Kombination aus Nordic Walking und Running. Auf weichen Wald- und Wanderwegen. Im absolut gemäßigten Tempo. Die Bezeichnung selbst ist übrigens eine Eigenkreation. Den Begriff als solchen kennt Google bislang noch nicht.
- Zur Klarstellung: Nordic Wanning ist etwas anderes als Nordic Running.
Nordic Running bedeutet Laufen mit Stöcken, d.h. Laufen mit Stockeinsatz. Nähere Infos dazu unter www.nordicrunning.eu.
Nordic Wanning hingegen heißt, Nordic Walking und Running abzuwechseln. Und dabei beim Laufen die Stöcke mit zu tragen und nicht als Stöcke einzusetzen.
- Und so geht’s:
- Zuerst eine Strecke ausdenken. Wanderwegebeschreibungen gibt es in Sommertourismusorten mehr als genug.
- Bergab: Alle Streckenabschnitte bergab werden entweder gegangen (langsam, mit oder ohne Stockeinsatz – ganz nach Belieben) oder ganz locker gelaufen (sehr langsam, ohne Stockeinsatz).Was besser ist, muss jeder selbst wissen. Und hängt von der eigenen Lauf- und Wandererfahrung ab.
- Ebene: Alle Streckenabschnitte in der Ebene werden ganz locker gelaufen. Gejoggt, quasi.
- Bergauf: Und alle Streckenabschnitte bergauf werden unter Zuhilfenahme guter und richtiger Nordic Walking-Technik gegangen.
- Nebenbemerkung: Viele Radsportler setzen im Wintertraining auf das Ski-Tourengehen.
- Und sind damit im Grundlagenausdauer- und Kraftausdauertraining super erfolgreich. Kein Wunder. Denn: Das Tourengehen beansprucht die gleiche Muskelschlinge wie das Radfahren. Nämlich: Die so genannte Streckschlinge. Das heißt: Die Gesäßmuskulatur, die Oberschenkel-Vorderseite und die Wadenmuskulatur.
- Und Nordic Walking, bergauf, im Sommer ist letztlich nichts anderes als das Skitourengehen im Winter. Na also.
- Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Neue Bewegungserfahrung: Man macht eine neue Bewegungserfahrung.
- Kopf auslüften: Kann beim Gehen und lockeren Laufen den Kopf super auslüften, weil man sich nicht so konzentrieren muss, wie beim Radfahren.
- Neuen, kleinen Formaufbau einleiten: Trainingsmäßig passt es super ins Konzept, weil man bis zum Saisonende frisch bleibt im Kopf. Und konditionell einen neuen, kleinen Formaufbau im Spätsommer einleitet.
- Urlaub genießen: Der Urlaub ist das, was er sein soll: Ein Urlaub. Der nicht zuletzt auch eine erholte Rückkehr an den Arbeitsplatz ermöglicht. Eigentlich können wir Super-Radsport-Maschinen das auch einmal gebrauchen. Oder nicht?
- Familienklima pflegen: Und nicht zu vergessen. Das Familienklima passt. Denn: Wenn wir als Hobby-Radsport-Egomanen einmal ehrlich zu uns selbst sind. Wirklich ehrlich. So ganz ehrlich. Dann müssen wir uns folgendes eingestehen:
Unser vielleicht nicht ganz so radsportaffines Umfeld muss das ganze Jahr über ohnehin einiges mit uns aushalten. Selbstverständliche sechsstündige Sonntagsausfahrten eingeschlossen. Nur um ein Beispiel zu nennen. Ganz zu schweigen vom Frust eines verregneten Wochenendes. Aber auch das ist eine andere Geschichte…
- Anbei noch meine ganz persönlichen Anhaltspunkte für einen gelungenen Alternativurlaub mit Nordic Wanning:
- Weniger ist mehr: Erholen kann ich mich nur, wenn ich nicht täglich mit den Stöcken unterwegs bin. Ich versuche, so alle 2-3 Tage eine lockere Runde von 1,5 – 2,5 Stunden zu drehen.
- Eine lange Einheit als Bergtour ist drinnen: Einmal pro Woche bzw. pro Urlaub ergibt sich bei mir zumeist, bedingt durch eine Bergtour, die Möglichkeit einer längeren Einheit. Diese kann dann drei bis sechs Stunden dauern, wobei ich bei dieser Tour nicht laufe (auch nicht auf eventuellen ebenen Passagen), sondern diese eben als Bergtour (zuerst 1.000 – 1.500 Höhenmeter Anstieg und dann wieder ganz langsam bergab) anlege.
Auf Bergtouren nehme ich persönlich (noch) keine Stöcke mit, aber das liegt wiederum ganz im persönlichen Befinden.
Vor und nach dieser Bergtour achte ich auf ausreichend Erholung, d.h. mache jeweils mindestens einen Tag Pause.
- Kräftigung, Dehnung und Mobilisation: Neben dem Nordic Wanning und Berggehen mache ich von Montag bis Freitag, sowohl im Urlaub als auch zu Hause, täglich und konsequent nach dem Aufstehen während der Morgenroutine die folgenden Kräftigungs-, Dehungs- und Mobilisationsübungen:
- Liegestütze: 2-3 Sätze à 20-30 Wiederholungen
- Einbeinige Kniebeugen: 2-3 Sätze à 15-20 Wiederholungen
- Mobilisationsübungen für die Nackenmuskulatur, da ich tagsüber ein Schreibtischagent bin. Meine bis dahin verlässlich wiederkehrenden, schmerhaften, starken Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich gehören seither der Vergangenheit an. Für eine geeignete und persönlich abgestimmte Übungsauswahl bitte mit einem Physiotherapeuten in Verbindung setzen.
- Dehnungsübungen für Waden und Achillessehne, Oberschenkelvorder- und –rückseite.
- Meine alternativen Nordic Wanning-Trainingseinheiten und Bergtouren im Sommerurlaub 2015 können in meinem Strava-Trainingsjournal nachgelesen werden.
- Und zum Abschluss: Viel Spaß und gute Erholung. Im Urlaub. Ohne Rad. Und vor allem: Einen verdammt lässigen Saisonabschluss.