OOBT-011: Out of the Box-Touren – Beitrag 011

Im Winter und Frühjahr führen mich viele ausdauerorientierte Touren in den flachen und sanft-hügeligen Südosten der Steiermark. Ganz besonders gefällt mir dabei die Strecke von Mureck über die Murbrücke nach Slowenien und dann auf slowenischer Seite nach Sentilj/Spielfeld.

Charakteristik: Hügelig mit langen flachen Passagen dazwischen 

Die  beschriebene Variante dieser Tour führte mich von Arnfels über den Karnerberg nach Gamlitz, Ehrenhausen, Spielfeld und dann entlang der B69 nach Mureck. Als Variante könnte man von Ehrenhausen auf dem Mur-Radweg nach Mureck fahren. Dieser Abschnitt ist mit Ausnahme des Karnerberges flach.

In Mureck geht es über den kleinen Grenzübergang (Tipp: Sehr guter Meindl-Espresso direkt an der Brücke im Murstüberl) nach Slowenien, dann an der T-Kreuzung nach der Brücke rechts auf den Schlossberg, vorbei am Schloss und dann ganz oben auf dem Schlossberg an der beschrifteten Abzweigung nach rechts in Richtung Sentilj.

Der Abschnitt von Mureck bis Sentilj ist äußerst abwechslungsreich, durchgehend hügelig, mit größtenteils sanften Anstiegen und Abfahrten und mit sagenhaft schönen Ausblicken über die Mur hinweg in die Südoststeiermark und sogar bis nach Graz hinein.

Von Sentilj aus fuhr ich gestern in Richtung Maribor nach Pesnica und von dort über Langegg wieder zurück nach Arnfels. Dieser Abschnitt ist mit Ausnahme des Kreuzberges zwischen Langegg und Leutschach wieder größtenteils flach.

Highlights

Ich persönlich liebe den Abschnitt von Mureck bis Sentilj ganz besonders. Das beginnt bereits mit der Fahrt über die historische Rundbogen-Stahl-Brücke über die Mur in Mureck, setzt sich mit dem herrlichen Anstieg am Schloss Mureck vorbei und dann mit der Panoramafahrt über alle Hügel nach Sentilj fort.

Sehr gerne fahre ich zudem durch den Ort Sladki Vrh zwischen Mureck und Sentilj. Der Ort bietet einen noch aus Ostblockzeiten in Erinnerung haftenden Eindruck mit einem Plattenbau im Ortszentrum und einer Fabrik an der Ortsausfahrt. Dazwischen typische Supermärkte (Tus, Jager) und Bars, die zu einer kurzen Stärkung einladen, wenn man nicht an der Murbrücke in Mureck einkehrt.

Statistik

90k, 750 HM

Diese Variante der Tour geht über genau 90 Kilometer und 750 Höhenmeter.

Wenn man von Pesnica aus noch eine Schleife nach Maribor hinein legt, kann man daraus einen genussvollen 100er machen.

Und wenn man es auf eine richtig lange Tour anlegen will, könnte man von Maribor aus noch das Drautal hinauf bis nach Radlje fahren, von dort über den Radlpass hinüber nach Eibiswald und zurück nach Arnfels. Diese Runde würde dann geschätzt etwa 170k lang sein. Das Drautal fahre ich selbst immer nur an Sonn- und Feiertagen, weil mir an den anderen Tagen der Berufs- und insbesondere der LKW-Verkehr zu stark und gefährlich sind.

Möglicher Trainingsaspekt: G1K mit Froomisieren kombinieren

Ich nützte die gestrige Runde, um meinen Trainingsschwerpunkt für den März, das G1K-Training, umzusetzen. Dabei fuhr ich drei 15-minütige Intervalle in der Ebene mit dem schwersten Gang,  im Grundlagen-Ausdauerbereich. Die 15-Minutenabschnitte wählte ich so, dass ich diese vollständig in der Ebene fahren konnte, d.h. zwei Intervalle zwischen dem Karnerberg und Mureck und ein Intervall von Sentilj nach Pesnica.

Die Anstiege fuhr ich mit einer sehr hohen Trittfrequenz im Chris Froome-Stil. Ich nenne diese Art des Fahrens mit einer bewusst hohen Trittfrequenz am Berg „Froomisieren“, weil ich mir dabei immer Chris Fromme in seinem unnachahmlichen Stil vorstelle, wie er Anstiege wie eine Nähmaschine hinauf „näht“.  Wobei: Ich versuche, mit dem Oberkörper nicht so zu wippen wie Froome 😉

Physiologisch betrachtet soll die hohe Trittfrequenz die Muskulatur nach dem KA-Training in der Ebene ordentlich durchbluten und die Kapillarisierung, d.h. das Ausbilden von zusätzlichen Verästelungen der Blutbahnen in die Arbeitsmuskulatur hinein fördern. Diese Kapillarisierung wird bei jedem Grundlagen-Ausdauertraining mit hoher Trittfrequenz gefördert, allerdings wird diese durch das KA-Training und die dabei erfolgende Ausdehnung der Muskelfasern (Hypertrophie) behindert. Ich selbst habe mit diesem systematischen Wechsel zwischen Hypertrophie- und Kapillarisierungs-Reizen im Radtraining sehr gute Erfahrungen gemacht.

Abschließend: Das Wetter

Zum Abschluss dieser Tourenskizze ist es mir ein Bedürfnis, noch kurz einige Worte zum Wetter zu verlieren. Denn: Der März ließe ja eigentlich bereits auf frühlingshafte Temperaturen, Sonnenschein und leichtere Bekleidung hoffen. Ließe. Aber: Aktuell spielt es das bei uns in der Südsteiermark absolut nicht. Im Gegenteil: Die gestrige Fahrt bot eine durchgehend dicke Wolkendecke, abschnittsweise Nieselregen und eine Höchsttemperatur von 6 Grad Celsius.

Ist dies als Kritik gemeint? Ganz und gar nicht. Ich persönlich finde solche Ausfahrten wie gestern genial. Sie stellen für mich das typische Frühjahrs-Klassiker-Wetter dar. Wetterverhältnisse somit, wie man sie aus den Belgischen Frühjahrsklassikern kennt.

Zwar war es dort in den vergangenen Jahren oft viel zu schön. Wenn es bei Paris – Roubaix staubt, passt das nicht. Oder wenn die Trikots beim Col de La Redoute-Anstieg im Finale von Lüttich – Bastogne – Lüttich weit aufgerissen sind, weil es schon so heiß ist, dann finde ich das ebenfalls höchst unpassend. Man denke nur an den legendären Ritt von Bernard Hinault im Jahr 1980 durch die Schneehölle in den Ardennen zum Sieg in Lüttich. Oder an den schlammbefetzten Löwen von Flandern, Johan Museuw bei seinen Siegen in Roubaix.  Das passt.

Und so finde ich auch das aktuelle Wetter bei uns im Süden genial. Es macht mich jedesmal stolz, wenn ich trotz solch unwirtlicher Verhältnisse auf die Straße gehe und nach 3-4 Stunden müde und leicht ausgekühlt wieder zurück komme. Das schöne Wetter kann kommen und es wird kommen. Und ich schätze dieses dann umso mehr, wenn ich mich zuvor einige Male überwunden habe 🙂

 

 

 

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